Sarah Gilmartin erzählt in ihrem neuen Buch drei Perspektiven über einen Akt sexueller Gewalt:
Daniel, ein Sternekoch und Besitzer eines der angesagtesten Restaurants in Dublin, steht wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht. Sein Ruf ist nun ruiniert, sein Restaurant musste er schliessen. Sein Leben scheint zu zerbrechen.
Hannah, die vor zehn Jahren als Kellnerin im «T» arbeitete, wird von einer ehemaligen Kollegin gebeten, im Prozess auszusagen, fühlt sich dem aber nicht gewachsen. Sie erinnert sich an die reichen, betrunkenen Männer mit ihren anzüglichen Sprüchen und Gesten, und niemand ist eingeschritten. An Daniel, der in der Küche brüllte und mit Töpfen schmiss. An die Partys nach einem langen Arbeitstag, an denen es nicht an Drogen und Alkohol fehlte. Jahrelang hat sie die Vergangenheit verdrängt, jedoch führen die aktuellen Geschehnisse dazu, dass sich alles wieder an die Oberfläche drängt.
Und dann ist da noch Julie, Daniels Frau, die mit der Situation überfordert ist und trotzdem versucht zu funktionieren. Sie ist hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, dass das alles Lügen sind und der Angst, dass sich die Vorwürfe als Wahrheit entpuppen könnten. Immer häufiger hinterfragt sie, ob sie den Mann wirklich kennt, den sie geheiratet hat.
Aus den verschiedenen Versionen und Erinnerungen der drei Personen setzt Sarah Gilmartin ein Puzzle zusammen und fordert uns dabei heraus, uns selbst eine Meinung zu bilden, nur um diese wieder zu hinterfragen. Ein absolut gelungener #metoo Roman, mit einer Geschichte, die manchmal schwer zu lesen ist, aber es auch unmöglich macht, das Buch wegzulegen.
«Gelegentlich gelingt es einem, das Trauma auszublenden, doch die Nachwirkungen vergisst man nicht.»
Deborah Keller
